Der ,,Mieterführerschein'' für Flüchtlinge geht in die zweite Runde

| AWR

In den Disziplinen Mülltrennung und Recycling gelten die Deutschen als heimliche Weltmeister. Wo in anderen Ländern der Abfall weder getrennt noch recycelt wird und die Abfallentsorgung aus wilden Mülldeponien besteht, wird hierzulande der säuberlich ausgespülte Joghurtbecher im Gelben Sack entsorgt, die Tageszeitung kommt in die blaue Tonne und die Küchenabfälle landen pflichtbewusst im Biomüll. Aber Hand aufs Herz: Auch uns Einheimischen fehlt oft der Durchblick und wir bekommen Zweifel wenn es um die korrekte Mülltrennung geht: gehört die leere Milchpackung nun in den Gelben Sack, zum Restmüll oder vielleicht doch in die Altpapiertonne? Und so ist es nur verständlich, dass gerade neuangekommene Flüchtlinge, nicht nur auf Grund der Sprachbarriere, oftmals ratlos vor dem farbigen Tonnenensemble stehen.

Das Haushalts-ABC

Schon zum zweiten Mal veranstaltet die Stadt Rendsburg in Zusammenarbeit mit verschiedenen lokalen Akteuren das Projekt „Mieterführerschein“ für Flüchtlinge. Hier lernen die Teilnehmer die Feinheiten des Haushalts-ABC: vom fachgerechten Stoßlüften über den korrekten Umgang mit Küchengeräten bis hin zum Wechseln von Staubsaugerbeuteln -  all das soll die Neuzugewanderten für ihre Zukunft in Deutschland und vor allem auf das Leben in den eigenen vier Wänden vorbereiten.  Selbstverständlich gehört zu einer guten Haushaltsführung auch die richtige Abfalltrennung, denn spätestens mit der ersten eigenen Wohnung droht der Konflikt mit der Hausgemeinschaft, wenn sich der Müll vor dem Haus stapelt oder größere Tonnen angeschafft werden müssen, weil sämtlicher Müll in der grauen Tonne landet.

Mülltrennung mit allen Sinnen

In diesem Sinne haben wir es uns nicht nehmen lassen, hier ebenfalls unseren Beitrag zum Allgemeinwohl der Region zu leisten.  Und so lernten die Teilnehmer bei ihrem Besuch  auf unserem Betriebsgelände nicht nur die regelgerechte Mülltrennung, sondern vor allem auch den Sinn dahinter kennen. Denn „für einen dauerhaften Erfolg ist es besonders wichtig, nicht nur die Regeln zu vermitteln, sondern das Bewusstsein, die Hintergründe und Ziele der Abfalltrennung zu erläutern“, erklärt Joachim Gerke, der das Programm begleitet. Der Wert von Recycling wird den Flüchtlingen auch dadurch deutlich, dass durch die Einnahmen von Flohmärkten, die wir mit „Abfällen“ von ihren Recyclinghöfen durchführen, soziale Projekte unterstützt werden. So konnten beispielsweise über den Verkauf von gebrauchten Sachen auf dem Flohmarkt im vorigen Jahr knapp 3.300 Euro für Sprachkurse aufgebracht werden.  Gelernt wird über Wort, Bild und Schrift. „Und bei der Führung durch die Abfallbehandlungsanlagen auch über den Geruch“, so AWR-Geschäftsführer Ralph Hohenschurz-Schmidt.

Von der Theorie in die Praxis

Schon der erste Kurs hat gezeigt, dass die gelernten Inhalte auch in der Praxis umgesetzt werden. Das freut Uwe Jensen, Initiator des Projekts bei der Stadt Rendsburg, ganz besonders. So klappt die Mülltrennung in vielen Flüchtlingsunterkünften und Wohneinheiten mittlerweile gut, vor allem auch weil die Teilnehmer als Multiplikatoren fungieren und ihr Wissen gerne mit anderen teilen.

Die Teilnahme am Projekt  "Mieterführerschein" ist freiwillig und findet nicht nur seitens der Flüchtlinge in Rendsburg großen Anklang, auch aus der gesamten Bundesrepublik erhält Uwe Jensen positive Rückmeldungen zum Projekt Mieterführerschein und so wird es sicherlich nicht der letzte „Mieterführerschein-Kurs“ dieser Art gewesen sein.